Fukuoka – Ramen

Fukuoka – Ramen

Auf der Reise nach Kyushu, der südlichsten der Hauptinseln, kommt man an Fukuoka nicht vorbei. Fukuoka liegt am nördlichsten Zipfel und ist die größte Stadt der Insel. Irgendwas stimmte mit unserem Hotel nicht. An der angegebenen Adresse gab es kein Hotel, es war ein einfaches Wohnhaus. Nach einigem Herumsuchen trafen wir zwei Frauen, die irgendwas mit dem Hotel zu tun haben schienen, oder auch nicht? Sie riefen jemanden an und eine packte uns in ihr Auto und fuhr uns quer durch die Stadt in eine versteckte Seitenstraße, zu einem Hotel dass genauso hieß wie das was wir gebucht hatten, aber komplett anders aussah. Wir sahen sie später noch häufiger mit dem Auto Gäste bringen. 

Nach der ganzen Aufregung verbrachten wir den Nachmittag im Zimmer, wir hatten zum ersten Mal einen Fernseher. Naja, die Sendungen die Nachmittags in Deutschland laufen sind vermutlich auch etwas fragwürdig. Dennoch waren wir irritiert. Hauptsächlich liefen Formate, in denen jemand etwas alltägliches tut, z.B. eine Tomate isst und dabei entweder aufgeregt oder skeptisch von anderen Menschen beobachtet und kommentiert wird. Viel davon war Essen, es gab aber auch Tätigkeiten wie Putzen, Einkaufen, Spazierengehen. 

Als es dunkel wurde machten wir uns auf den Weg zum Fluss. Die Hauptattraktion in Fukuoka ist nämlich das Abendessen. Am Flussufer gibt es nebeneinander mehrere Suppenstände, alle verkaufen Tonkotsuramen und kleine Beilagen. In jedem Suppentopf liegt ein großer, ausgekochter Schweinekopf. An jedem Stand haben 12 Personen Platz. 12 Personen? Und welcher ist denn nun der beste? Vermutlich immer der, den man auswählt, alle waren gut besucht, wir nahmen die ersten freien Plätze an einem der duftenden Stände. Gleich wurden zwei Portionen Nudeln in Siebe gesteckt und ins Wasser getaucht, dann kam die kräftige, dicke Brühe in die Schüsseln und die frischen, heißen Nudeln darauf. Wir nahmen noch gesalzene Spieße mit Fleisch und grünem Spargel dazu und bekamen ein Töpfchen mit eingelegtem Rettich, um die Suppe zu garnieren. Ein übermäßig leckeres Abendessen. 

Ungewöhnlich für Japan, käme man hier unweigerlich mit den anderen Gästen ins Gespräch, weil man so dicht beieinander sitzt, so hörten wir. Ob das wohl auch für uns gilt? Erstens sehen wir ja nicht so aus, als könne man uns auf japanisch ansprechen und zweitens saßen neben uns zwei Herren, die sich in Gebärdensprache unterhielten. Also wohl eher nicht? Wie immer kämpften wir etwas mit der zu heißen Schüssel und die beiden neben uns erklärten gleich, wie wir die Suppenschüssel halten sollten, um uns nicht die Finger zu verbrennen. In Japan weiß das vermutlich jedes Kind, weil es hier wirklich keine guten Manieren sind, die Schüssel beim Essen auf dem Tisch stehen zu lassen. Die Frau auf der anderen Seite neben uns sprach etwas Englisch und gab uns gleich Tipps, was wir in der Stadt noch anschauen sollten. So scheint es hier ungeschriebenes Gesetzt, keine Suppe ohne Gespräch mit dem Tischnachbarn.      

Die Suppenmeile liegt mitten im Rotlichtviertel, am Ufer reihen sich die Badehäuser und Lovehotels aneinander. Dazwischen jedoch auch einige interessante Geschäfte, wie ein Kugelfisch Restaurant. Nein, lieber nicht. Im Fluss spiegeln sich die bunten Hochhäuser und wir fanden eine Brücke, die fast ein kleiner Park war. Von dieser grünen Insel hatten wir die beste Aussicht. Hier und da saßen Straßenmusiker und viele Passanten setzten sich einen Moment dazu, statt einfach nur stehen zu bleiben. Fukuoka ist eine grüne Stadt, mit Parks, bepflanzten Gebäuden, eines besteht außen sogar komplett aus Wiesen mit einem kleinen Wasserfall, und hat eine herrlich entspannte Atmosphäre. Touristen gibt es nicht so viele, die meisten bleiben wohl nur auf eine Suppe. Wir hatten uns entschieden noch etwas den Tipps unserer Tischnachbarin zu folgen und nicht wie geplant morgen weiter zu fahren.  

Auf der anderen Flussseite verloren wir uns etwas in den schmalen Gassen. Weil wir am Nachmittag mit dem Auto durch mehrere Einbahnstraßen gefahren wurden, hatten wir eigentlich keine Ahnung, wo sich das Hotel befindet. Doch Fukuoka sorgt für ausreichend Orientierungspunkte. Der schmale Fußweg vom Hotel führte zu einem Supermarkt, auf dem sich KingKong am Schriftzug zu schaffen machte. Gegenüber warb ein Pub mit einem Gast mit Bierkrug. Vom Fluss aus wies uns ein Haus mit einem wirklich seltsamen Baustil den Weg. So fanden wir doch problemlos zurück.

Am Stadtrand gibt es eine Burgruine, nach der riesigen Burg war die Stadt früher benannt, Hakata. Leider war sie überwiegend aus Holz und fiel einem Feuer zum Opfer. Wir wollten die U-Bahn nehmen, fanden einen Eingang der nach unten führte und landeten in einem riesigen unterirdischen Einkaufszentrum. Eine gute Viertelstunde irrten wir durch die Gänge, bis wir den Bahnhof fanden.  

Die Station an der wir ausstiegen liegt zwischen zwei Welten. Auf der einen Seite die Hochhäuser der Stadt, auf der anderen Seite, Parks, Wiesen und kleine Wälder. Eine Straße zieht die harte Grenze. Über einen von Seerosen und Hortensien bewachsenen Wassergraben mit Schildkröten schlenderten wir durch ein altes Tor. All das gehört schon zur riesigen Burganlage. Auf der anderen Seite führt die Straße durch den Burgpark bergauf bis zur Ruine. Es war ziemlich heiß und wir legten am nächstgelegenen Getränkeautomaten eine Pause ein und zogen uns einen grünen Tee. Dort bemerkten wir einen etwas runtergekommenen Lieferwagen, mit Steinen unter den Rädern und einem ausgebleichten Schirm am Seitenfenster. Fahrtüchtig sah er nicht mehr aus und drin schien eine Frau zu wohnen. Bei genauerer Betrachtung entdeckten wir Plastikhotdogs im Fenster und so seltsam dieser Hotdogstand auch war, bekamen wir Hunger. Während wir unsere mit Käse überbackenen Würstchen aßen, kam ein Mann mit dem Taxi und weitere hungrige Leute in Anzügen mit dem Auto hinaufgefahren. Offensichtlich ein beliebter Ort für die Mittagspause.   

Hinter dem Lieferwagen führte ein Pfad direkt ins Erdgeschoss der Burg, leider sind nur die Grundmauern vom Feuer verschont geblieben. Die Mauern sind so dick wie kleine Häuser und in den Innenräumen wachsen schattige Bäume. Weil die Burg auf einem Berg gebaut wurde, geht es über Treppen und Brücken noch einige Stockwerke nach oben, bis das Gebäude in eine Obstwiese übergeht. Hier oben zirpten die Grillen besonders laut und wir konnten die ganze Stadt sehen, die auch aus dieser Perspektive ziemlich grün ist. Zwischen den Mauern hindurch fanden wir einen relativ geraden Weg nach unten zum Ohori-Park. 

Erstmal durchquerten wir noch ein Wohngebiet, in dem es nur vereinzelte Häuser zwischen dichten Wiesen gibt. Die Wiesen waren ungemäht und einen guten Meter hoch und man kann kaum die Wege zur Eingangstür ausmachen. Dann erreichten wir den Ohori-Park.

Wir kamen direkt am See rein, dessen Ufer auf dieser Seite mit knorrigen alten Kiefern bewachsen ist, in denen sich große Raben tummeln. Ein Weg führt um den See herum, ein anderer über etwas kitschige Brücken von einem Inselchen zum nächsten, mitten hindurch. Einige Tretboote waren auf dem Wasser unterwegs. Wir blieben erstmal am Ufer und gingen in Richtung des japanischen Garten, im Uhrzeigersinn um den See. 

Am Eingang des Gartens bekamen wir einen Papierkranich, das kleine Teehaus war leider geschlossen. Auf dem Gelände schien eine Hochzeit stattzufinden, einige Frauen waren in festlichen Kimonos mit passenden Sonnenschirmen unterwegs. Zentrum des japanischen Gartens ist ein großer Koiteich, mit Steinen und kleinen Wasserfällen am Ufer, Felsen und Brückchen. Bäume und Sträucher werden niedrig gehalten, sodass es gerade genug Schatten gibt. Überall blüht es pink. Der Gärtner fütterte gerade die gierigen Kois. Aus dem Teich schlängelt sich ein kleiner Bach hinaus, der immer wieder von einem mit Steinlaternen gesäumten Weg gekreuzt wird. Auf diesem Weg erreicht man den Zen Garten.

Wieder draußen im Park kamen wir an einer offenen Kyudohalle vorbei, glücklicherweise ersetzte ein Netz die fehlende Wand, sodass wir eine Weile zusehen konnten. Dann gingen wir über die Brückchen und Inseln zurück.

Es war schon Abend und wir hatten heute Lust auf eine weitere Spezialität, japanisches Curry. Wir besuchten einen Laden der Kette CoCo Ichibanya. Normalerweise besteht das Gericht aus Reis, Curry und einem Schnitzel oben drauf. Aber hier kann man zwischen verschiedenen Currys, nach Schärfe und Fleischart und verschiedenen Toppings wählen. So kam zum Schnitzel noch Käse oben drauf und Christian ersetzte seins durch Meeresfrüchte.   

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