
Sevilla – Flamenco und Paläste
Unser Hotel liegt im Zentrum von Sevilla, nahe der Kathedrale und wir nahmen versehentlich den Eingang durch die Hotelbar zum Einchecken. Das Gespräch verlief ungefähr so: “…reservation.” “cerveza?” “reservation!” “cerveza?” …. cerveza? Irgendwann entdeckten wir in einer versteckten Ecke die Rezeption und bekamen dann doch noch unser gemütlich-kitschiges Zimmer. Und nicht nur das, als wir spät am Abend nach Hause kamen, fanden wir in unserem Zimmer eine gekühlte Flasche Sekt.
Am Freitag Abend füllte sich die Stadt und Menschenmengen, zu Fuß, mit Fahrrädern, in Gruppen schoben sich durch die engen Gassen Die zahllosen Restaurants und Geschäfte waren vollgestopft mit Touristen. Wir durchquerten die Altstadt und fanden ein Restaurant etwas außerhalb, wo wir erstmal mit einem großen teller Oliven und Kapern versorgt wurden und eine riesige Schüssel Reissuppe verspeisten.
Anschließend sahen wir uns eine Flamenco Show an. Auf den typischen unbequemen Holzstühlen wurden wir in dem winzigen Zuschauerraum des alten Gebäudes platziert. Der Tanz faszinierte uns, den schnellen Bewegungen konnten wir kaum folgen. Zwischendurch wurden die Kostüme gewechselt und das Klatschen der Sänger scheint auch nicht die unwichtigste Aufgabe bei dieser Aufführung zu sein. Begleitet wurde das ganze von einem leicht gruselig verrückt anmutenden Gitarristen. Der irre Blick schien aber eher zur Show zu gehören, als zur Person.
Weniger überlaufen geht es im Norden der Stadt zu, einst das Armenviertel ist hier nun ein beliebtes Wohngebiet in dem es viel zu entdecken gibt. Wir besuchten einen kleinen Palast, mit tollen, aufwändig zusammengepuzzelten Holzdecken, bunten Treppen und einem luftigen Innenhof. Der Palast liegt hinter der Markthalle, in der am Samstag seltsamerweise leider weniger los ist. Unterwegs entdeckten wir außerdem einen Flohmarkt und zahllose liebevoll dekorierte Balkone. Besonders mit einem Blick auf die Details gibt es in diesem Viertel viel zu entdecken.
Am Nachmittag ließen wir uns vom Palácio Alcazar beeindrucken. An den Mustern und Farben des Palastes konnten wir uns kaum satt sehen. So viele Details gibt es, dass man sie bei einem einzigen Besuch garnicht erfassen kann. Die Wände sind aus unglaublich kleinteiligen Mosaiken gepuzzelt und jede Wand hat ein anderes Muster. Auch die Decken sind aufwändig und detailliert und die Gipsmuster in den Türbögen. Man weiß garnicht, wo man hinsehen soll, weil einfach jede Ecke schön ist. Der Palast ist überwältigend. Zwischen den Räumen gibt es Innenhöfe mit Brunnen und Sträuchern. Am beeindruckendsten ist der Thronsaal mit seiner goldenen Kuppeldecke.
Überwältigt verließen wir die Gebäude und fanden draußen genauso beeindruckende Gärten mit Springbrunnen, bunt gefliesten Bänken und Treppen und das Bad. Hier fanden wir auch wieder einen Game of Thrones Drehort, Gärten und Thronsaal dienten als Kulisse für sie Szenen in Dorne.
Zwischen den Palmen und begleitet von Papageiengezeter blieben wir auch den Rest des Nachmittags an diesem herrlich prunkvollen Ort. In den Gärten gibt es ein Café mit erfrischendem Tinto de Verano, bunte Pfauen haben es dort auf die Tischreste abgesehen.
Am Abend hatten wir uns etwas an die Menschenmengen gewöhnt und konnten uns in Ruhe die Stadt ansehen. Natürlich hatten wir uns bald schon wieder verlaufen und entdeckten Geschäfte für jeden Bedarf. Als wir schließlich ein Restaurant fürs Abendessen ausgesucht hatten, verliefen wir uns auch dort drin.
Wir wurden durch mehrere völlig verwinkelte, Räume und Gänge geführt, damit wir uns einen Tisch aussuchen konnten. Wir wählten einen der Räume mit Tür und Fenster, konnten uns aber beim besten Willen nicht mehr vorstellen, wohin diese Tür führte. Viele der eigentlich total kleinen Läden hier haben Ausgänge auf mindestens zwei oder mehr der kleinen Gassen und sind dazwischen irgendwie labyrinthartig ineinander verschachtelt. Gab es irgendwo noch einen freien Raum, baute man sich scheinbar einfach einen Gang ums Nachbarrestaurant herum. Verwirrend.
Nachdem wir uns mit Tapas und Wein vollgestopft und irgendwie die Orientierung zurück gewonnen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Metropol Parasol, von den Einheimischen kurz die Pilze genannt. Dieses seltsame Dachgebilde ist das größte Holzbauwerk der Welt und Wahrzeichen Sevillas. Als wir am Nachmittag hörten, dass man von oben die ganze Stadt sehen kann wunderten wir uns etwas, denn so hoch sieht es garnicht aus. Oben stellten wir dann fest, dass es in Sevilla außer der Kathedrale und ein paar Hochhäusern in der Ferne kaum hohe Gebäude gibt. Der Ausblick auf die beleuchtete Stadt ist herrlich. Auf den Pilzen selbst fanden wir uns in einer riesigen bunten Lichtershow, zu Musik und Naturgeräuschen wie rauschenden Wäldern und einem plätschernden Bach. Eine Rundweg führte uns über da Bauwerk, sodass wir das Schauspiel aus Aussicht und Show nach allen Seiten genießen konnten.